This house used to be the cigar factory Möllinger. Tobacco processing was the most important branch of industry in the 19th and 20th century. Factory owner Ringwald opened Denzlingen’s first factory in 1866. Soon ten more were built and gave work particularly to women and children. Tobacco processing attracted people from neighbouring villages which led to a rapid population growth. As cigarettes became more and more popular cigar production became less important and was unprofitable after 1955.
You are located on the grounds of the Rocca, a former factory. Up to the 1911 there was a wool weaving mill at this place. Eventually, Otto Möllinger from Freiburg acquired the property and set up a cigar factory where up to one hundred workers were employed. In 1960 the site was bought by the ROCCA KG, which manufactured chemicals for construction. 1966, the municipality bought the land and changed its use: the main building houses the Roccafé, a public media library and an event hall on the first floor. In the middle of the stream you find the so-called island house, which once served as the operations manager's house. Today it is used as a "one-world shop" and by the members of Malkreis.
At the place where a turbine for the cigar factory once generated the first electricity in Denzlingen, a water wheel with a diameter of 1,80 m and an output of four kilowatts is now turning again. Learn more about cigar manufacturing, which was the most important industry in the town in the 19th and 20th centuries.
Die Zigarren- und Stumpenfabrikation in Denzlingen
Das Rauchen von Zigarren und Stumpen wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts beliebt und gesellschaftsfähig. Von diesem „Trend“ profitierte auch unser Ort. Die Verarbeitung der Tabakblätter, die unter anderem auch auf Denzlinger Gemarkung geerntet wurden, bot für einen großen Teil der Bevölkerung gute Verdienstmöglichkeiten. Insbesondere für Frauen, die zuvor nur als Mägde in landwirtschaftlichen Betrieben Arbeit fanden, war die Beschäftigung in den Zigarren- und Stumpenfabriken eine willkommene Alternative.
In Denzlingen begann die Fabrikation von Zigarren und Stumpen im Jahr 1866. Der Emmendinger Fabrikant Carl August Ringwald (1819-1877) mietete den Ratssaal der Gemeinde im damals neu erbauten Rathaus (beim Armenhaus, s. Tafel 16) im Unterdorf. Damit begann in Denzlingen ein Industriezweig, der ein Jahrhundert lang zahlreichen Menschen Arbeit und Einkommen bot und für die Ortsentwicklung von größter Bedeutung war.
Ein entscheidender Faktor für die Ansiedlung der Zigarren- und Stumpenfabriken dürfte der Bahnanschluss (1845 und 1875) gewesen sein. Auf dem Schienenwege konnten sowohl die Rohmaterialien als auch die Fertigprodukte sicher und preiswert transportiert werden. Mit der Bahn kamen nun auch Arbeiterinnen und Arbeiter aus der Umgebung und insbesondere aus dem Elztal nach Denzlingen, um hier Beschäftigung und Lohn zu finden.
Nicht nur in den Fabriken gab es Arbeit und Verdienstmöglichkeiten; auch zu Hause konnte Tabak verarbeitet werden. Zahlreiche Heimarbeiterinnen rollten im Auftrag der Fabrikanten zu Hause Tabakblätter zu Zigarren und Stumpen. Die Heimarbeit hatte für die Hausfrauen den Vorteil, dass sie zu Hause bei ihren Kindern bleiben und die Fertigung neben ihren Hausarbeiten verrichten konnten (Die Fotos der „Belegschaften“ zeigen den großen Anteil von Frauen).
In den Zigarren- und Stumpenfabriken wurden auch Kinder beschäftigt. In einer erhaltenen Namenliste vom Februar 1866 sind 78 Kinder aufgeführt, die willens sind, zu Herrn Ringwald von Emmendingen, welcher hier im Gemeindehaus ein Tabakgeschäft errichten will, in Arbeit zu treten. 35 Mädchen und 43 Jungen sind darin namentlich erfasst, die als Kinder mit der Herstellung von Zigarren und Stumpen beschäftigt waren und so mit ihrem Verdienst zum besseren Leben der Familie beitrugen. Diese Kinderarbeit wurde vom Ortsschulrat, bestehend aus dem Pfarrer und den Lehrern, nach Möglichkeit unterstützt, da man ihnen diesen Verdienst auch gerne gönnt.
Die wichtigsten Denzlinger Zigarrenfabriken – mit dem Datum ihrer ersten Erwähnung – waren:
1866 Carl August Ringwald
1870 Anton Wehrle
1881 Thoma & Lang
1881 Georg Strohm (Abb. 1)
1884 Schindler
1888 Eisele & Benardi
1894 Louis Faißt
1901 Eisele & Möllinger (Abb. 2)
1907 Tabakarbeiter-Genossenschaft
1907 Wehrle-Nachfolger Leonhard Rohr (Abb. 3)
1910 Johann Kautz (Abb. 4)
1912 Otto Möllinger (Abb. 5)
1915 Rudolf Winter
1919 Robert Strohm (Abb. 6)
1919 Berthold Strohm
1921 Konrad Hildebrand
1926 Johann Steyer (Abb. 7)
1931 Hans Kautz, Bernina
Abb. 1: Die Belegschaft der Zigarrenfabrik Georg Strohm (Foto um 1910 am Weg zwischen Brestenberg und Bahn).
Abb. 2: Die Belegschaft der „Cigarrenfabrik von Eisele & Möllinger, Inhaber Otto Möllinger“ (Foto zwischen 1901 und 1912).
Abb. 3: Die Belegschaft der „Cigarren-Fabrik Anton Wehrles Nachfolger, Inhaber Leonhard Rohr“ (Foto um 1910).
Abb. 4: Die Belegschaft der Zigarrenfabrik Johann Kautz vor dem Haus in der Hauptstraße 229 (neben dem Gasthaus „Hirschen“) (Foto 1935).
Abb. 5: Die Belegschaft der Zigarrenfabrik Otto Möllinger (Foto 1926).
Abb. 6: Die Belegschaft der Zigarrenfabrik Robert Strohm vor dem Fabrikgebäude in der Hindenburgstraße (Foto 1936).
Abb. 7: Die Belegschaft der Zigarrenfabrik Johann Steyer (Foto 1926)
Die Verdienstmöglichkeiten in den Zigarren- und Stumpenfabriken lockten zunehmend Menschen aus den umliegenden Ortschaften, insbesondere aus den Schwarzwaldtälern, nach Denzlingen. Das führte zu einem Anstieg der Bevölkerung (1865: 1.432 Einwohner > 1939: 2.469 Einwohner) und hatte zur Folge, dass zugleich die Zahl der Katholiken, die in das bis dahin rein evangelische Denzlingen zogen, anstieg. Waren es 1834 gerade mal 2 Katholiken, die im Dorf lebten, so zählte man 1885 bereits 159 und 1910 schon 461 Personen katholischer Konfession. Das führte mitunter zu sozialen Spannungen und schließlich zur Bildung einer ersten katholischen Kirchengemeinde im Oberdorf (s. Tafel 15).
Im Jahr 1919 waren 385 Menschen in Denzlingen in der Zigarren- und Stumpenfabrikation beschäftigt. Bei einer Gesamtzahl von rund 2.000 Einwohnern, war dies ein Anteil von 19% der Bevölkerung.
Mit dem Aufkommen der Zigaretten nach dem 2. Weltkrieg verlor das Zigarren- und Stumpenrauchen immer mehr an Bedeutung. Eine Zigarren- und Stumpenfabrik nach der anderen musste die Produktion einstellen. Die Firma Bernina von Hans Kautz stellte 1957 den Betrieb ein und bald darauf gab als letzte auch die Tabakfabrikation von Otto Kautz auf.
Autoren dieses ArtikelsDieter Geuenich, Dieter Ohmberger
Quellen / CopyrightsOtto Berger, Zigarren- und Stumpenherstellung in Denzlingen, in: Denzlingen, Vergangenheit –
Gegenwart – Zukunft 18/19 (Denzlingen 1992) S. 3-5.Dieter Geuenich – Dieter Ohmberger, Denzlingen, Bd 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges (1648-1948) (Denzlingen 2013), S. 253-262.
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